Konsequenzen für den Sexualkundeunterricht


Kurzinformationen führen notgedrungen zu Vereinfachungen. Dies ist bei dieser Thematik nicht verantwortbar. Aus diesem Grund muss dem wissenschaftlich abgesicherten Wissen zu den Themen Zyklus und Fruchtbarkeit mehr Raum im Sexualkundeunterricht eingeräumt werden.
Schulbücher und andere Aufklärungsmaterialien müssen dementsprechend aktualisiert werden.
Es ist wichtig, auch die Eltern über die Variabilität der fruchtbaren Zeit besser aufzuklären.

Wichtige Fakten

Eine notwendige Aufgabe der Sexualerziehung ist es, den Jugendlichen folgende Fakten bewusst zu machen:

Einen 28-Tage-Zyklus als "Normalzyklus" gibt es nicht.

Theoretisch kann jeder Zyklustag fruchtbar sein. (Abb. 7). Der Zyklustag allein sagt nichts über Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit aus.

Samenzellen leben nicht 2-3 Tage, sondern bis zu ca. 5 Tage. Daraus folgt, dass die fruchtbare Phase im Zyklus etwa 6 Tage lang ist.

In einem Zyklus lässt sich die fruchtbare Zeit immer erst im Nachhinein richtig eingrenzen: Der Eisprung war ca. 2 Wochen vor der nächsten Regelblutung. Lediglich durch die Selbstbeobachtung von bestimmten Körperzeichen wäre eine prospektive Eingrenzung der fruchtbaren Zeit möglich.

Eine Frau kann auch bei Geschlechtsverkehr während der Blutung schwanger werden.

Zum Allgemeinwissen sollte gehören: Wenn ein Mädchen oder eine Frau Zervixschleim an sich wahrnimmt, dann muss diese Wahrnehmung mit der Erkenntnis verknüpft sein: "Ich bin potentiell fruchtbar - ich könnte bei ungeschütztem Verkehr schwanger werden."

Wenn Zervixschleim beobachtet werden kann, muss davon ausgegangen werden, dass die Samenzellen überleben und auf den Eisprung "warten" können. Die Frau ist also potentiell fruchtbar. Erst nach zweifelsfreiem Ansteigen der Basaltemperatur (nach bestimmten Kriterien!) beginnt die sicher unfruchtbare Phase nach dem Eisprung.

Die Selbstbeobachtung darf keinesfalls ohne ausführlichen Lernprozess zur Verhütung eingesetzt werden.

Abbildungen


Abb. 7: Zyklusbeispiele mit unterschiedlicher Zykluslänge und unterschiedlicher fruchtbarer Zeit